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Die Geschichte des Abbaus in den Gruben der belgischen Ardennen ist nachweisbar bis 1625, doch schon der Römer Plinius erwähnt Schärfsteine aus dieser Region. Noch heute ist dieses Vorkommen wegen seiner Zusammensetzung weltweit einzigartig: In dem ca. 480 Millionen Jahre alten, eher weichen, graugelben Sedimentgestein aus vulkanischen Aschen und Tonen sind Unmengen feinster Granate (5–20 Mikron) eingelagert. Nach Diamant, Korund und Topas folgt der Härte nach Granat. Ähnlich einem Fußball ist seine Oberfläche in Facetten aufgeteilt (Rhombendodekaeder). Genau diese Merkmale, nämlich Härte und Rundung der Körner, führen zu den bekannten hervorragenden Schärfeigenschaften des Gesteins.

Die Entdeckung „De Blauwe Wetsteen“

In Zusammenarbeit mit Labors der Universität Lüttich ließ die neue Leitung der letzten noch verbliebenen Grube 1996/97 die geologisch nahen Schichten des traditionellen gelben Belgischen Brocken untersuchen. Mit verblüffendem Ergebnis: Man entdeckte einen hochwertigen Schärfstein, mit identischen Eigenschaften, nur von blau-grauer Farbe, welche von Eisenoxyd herrührt. Er enthält etwa 30% eingelagerter Granate, dadurch ist er etwas langsamer als der bekannte gelbe (bis 40%), aber dafür langlebiger.
Der große Vorteil des blauen Steins liegt darin, dass die vorkommenden Schichten in Stärken von 15-20 mitunter sogar 30 cm verwertet werden können, im Gegensatz von oft nur wenigen Millimetern beim gelben Stein. Dadurch kann man wieder schöne große Banksteine schneiden.
Darüber hinaus eignet sich dieser blaue Stein auch für Hohlmeißel-steine und deren Formen lassen sich wegen der Konsistenz des Gesteins auf einfachem Sandpapier mit Körnung 120 für einen gewünschten individuellen Bedarf leicht zurechtrichten.

Wie arbeitet der Belgische Brocken?

Beim Abziehen von Werkzeugstählen wird der beim Schleifen entstandene Grat entfernt und die Schneidenspitze poliert. Während dieses Vorgangs passiert an dem mit Wasser befeuchteten Belgischen Brocken Folgendes:
Reibt die Klinge des Werkzeuges über die gleichmäßig feinkörnige Oberfläche des Steins, dann lösen sich durch den Abrieb erst die weicheren Bestandteile des Sedimentgesteins wie Aschen, Tone und Glimmer ab und die eingelagerten Granate treten etwas hervor, dann lösen auch die sich aus dem Muttergestein (man spricht von Kornausbruch) und bilden mit dem Wasser einen dünnen Brei, die Schleifpaste.
Während der gleichmäßigen Schleifbewegung dringen die Rundungen der Granate in den Stahl leicht ein und nehmen feine Späne vom Metall ab. Die Härte des Granats verursacht einen sehr schnellen Abrieb, durch die runde Form der Kügelchen entstehen jedoch keine Risse, sondern eine feine Politur.
Diese Kombination von Schnelligkeit und Feinheit ist weltweit einzigartig. Durch sie kann eine Schneidenschärfe erzielt werden, mit welcher bei Benutzung von Stemmeisen etwa die Holzfaser sauber quer durchtrennt werden kann.

Der Klassiker „Coticule“

Der traditionelle gelbe Stein ist in guter bis sehr guter Qualität lieferbar. Er enthält 35–40% Granate. Leider liefern die dünnsten Schichten die beste Qualität, weswegen sie zur Stabilisierung mit einer Schieferlage verkittet werden. Der Stein kann aus diesem Grund selten als Bankstein angeboten werden, häufiger ist die vielkantige Form, als „Brocken“ bezeichnet, welcher dem Stein seinen Namen gegeben hat. Er wird in zwei Qualitäten angeboten: Qualität I (extra-extra) bietet einen homogenen Stein mit perfektem Äußeren, Qualität II (extra-fein) kann leichte Schönheitsfehler aufweisen, welche die Schärfeigenschaften jedoch nicht beeinträchtigen. Der Unterschied zwischen Qualität I und II ist überwiegend eine rein optische Sortierung.

Neuer Natur-Kombistein „Weltneuheit”, zwei Natursteine in Einem

Erstmals gibt es einen Schärfstein, kombiniert aus zwei Natursteinen. Dieser ersetzt für kleinere Ausbesserungen an der Schneide sogar den Schleifvorgang am Rad oder Band. Er ermöglicht sozusagen ein Schärfen ohne Strom und ist deswegen vor allem auch für unterwegs geeignet. Der Verbund aus blauem Belgischen Brocken und „soft“ oder „gelbem“ Arkansas vereint genau die benötigten Eigenschaften von Schleifen und Abziehen. Mit dem groben und harten Arkansas kann man durch einen intensiven Abrieb sprichwörtlich am Werkzeug „Scharten auswetzen“. Dann erfolgt mit der feinen Rückseite, dem blauen Belgischen Brocken, das Entfernen des Grates und es entsteht die gewünschte Politur an der Schneide.

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